Es war einmal in den wilden 1980ern, in einer Personalabteilung, die von einer Kündigungswelle erfasst wurde. Hektik und Nervosität durchzogen die Büros, in denen fleißige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tagaus, tagein mit Schreibmaschinen hantierten, um Dienstzeugnisse zu erstellen. Ein halber Tag verging, um nur ein einziges Dienstzeugnis fehlerfrei zu Papier zu bringen. Die Korrekturtaste? Ein Tabu! Schließlich musste das Zeugnis makellos sein.

In der Ecke des Büros schlummerte ein 8088er PC, ein verstaubtes Relikt der Technikgeschichte mit einer 20MB Festplatte, MS DOS 2.12 und Word 2.0. Doch das wahre Highlight war der IBM Drucker mit Farbband, der an diesem PC hing. Als Lehrling in dieser Abteilung hatte ich wahrlich keine Lust, mehrere Anläufe für ein einziges Dienstzeugnis auf der Schreibmaschine zu benötigen. Neugierig, faul und fasziniert von der Technik wagte ich den Sprung ins Unbekannte und fing an, die Dienstzeugnisse am PC zu schreiben.

Statt ewig an der Schreibmaschine zu hocken, korrigierte ich Fehler im Handumdrehen und druckte das Dokument erneut aus. Doch ich ging noch einen Schritt weiter: Ich speicherte die Dienstzeugnisse sorgfältig nach Namen und verwendete wiederkehrende Textblöcke. So war es ein Leichtes, das Zeugnis erneut auszudrucken, wenn die Gekündigten Änderungswünsche hatten.

Doch das neue Zeitalter der Digitalisierung rief Widerstand hervor: Zwei meiner Kolleginnen und Kollegen weigerten sich, das neue System zu akzeptieren. Sie befürchteten, der persönliche Charakter gehe verloren und der PC würde die Arbeit zur Fließbandproduktion degradieren.

Mit meinen 18 Jahren hatte ich keine Ahnung von der Angst vor Veränderung und der Begriff „Digitale Transformation“ war noch nicht einmal erfunden. Doch damals, als ich mit diesem 8088er PC experimentierte und die Personalabteilung revolutionierte, ging es mir weniger um Veränderung als um Faulheit, Faszination für die Technik und den Stolz, etwas Besonderes zu können.

Heute, in einer Zeit, in der die digitale Transformation längst zum Alltag gehört, erinnere ich mich gerne an diese Zeit zurück und schmunzle über die kleinen Widerstände, die den Weg zur Automatisierung und Effizienzsteigerung gepflastert haben. Es ist erstaunlich, wie weit wir seitdem gekommen sind. Doch manchmal frage ich mich: Wo wäre ich heute, hätte ich damals nicht diesen verstaubten 8088er PC entdeckt?

Regenerate response

Kategorien: Automation

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